Gerade der Exotengarten fordert viel vom Gärtner ab. Welche Charaktereigenschaften sollte man als Exotengärtner mitbringen?
Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung + Metropolisierung (und der damit einhergehenden Lebensraumverdichtung) entsteht bei mehr + mehr Menschen der Wunsch nach natürlichen Rückzugsräumen. Pachteten Großstädter dazu früher meist außerhalb der Stadt gelegene Schrebergärten, so geht der Trend heutzutage Richtung alternativer Konzepte wie ‚urban gardening‘ (= städtischer Gartenbau = kleinräumige, gärtnerische Nutzung städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten) oder ‚garden sharing‘ (= gleichzeitige Nutzung einer Gartenfläche durch eine Gartengemeinschaft). |
Wissbegier |
Einheimische Pflanzen stellen i.d.R. keine besonderen Anforderungen an Schutz + Pflege. Sie sind perfekt an Klima- + Bodenverhältnisse bei uns angepasst und können daher auch ohne menschliches Zutun überleben. Exotische Pflanzen sind dagegen z.T. massiv abweichende Klima- + Bodenverhältnisse gewohnt. Damit sie bei uns überleben können, benötigen sie besondere Schutz- + Pflegemaßnahmen. Die Schutz- + Pflegebedarfe können hierbei für eine bestimmte Pflanzenart innerhalb Deutschlands differieren. Was in Köln funktioniert, muss in München noch lange nicht funktionieren. Es gibt inzwischen einiges an guter Exotenliteratur. Diese kann zwar Grund-Bedürfnisse einer Pflanzenart beschreiben, nicht aber, wie man diese Bedürfnisse lokal best-geeignet bedienen kann. Um dieses Wissen zu erlangen, benötigt der Exotengärtner ein ausgeprägtes Maß an Wissbegier. |
Wagemut |
Als Exotengärtner kultiviert man Pflanzen in ihrem klimatischen Grenzbereich, Pflanzen, die ohne menschliches Zutun bei uns nicht überleben könnten. So ist man ständig am experimentieren, sowohl, was die Pflanzenauswahl betrifft als auch, wie man die Pflanzen effektiver / effizienter schützen + pflegen kann. Letztlich lebt man so jede Saison mit dem Risiko, dass der kommende Winter extrem frostig wird und es daher die eine oder andere Pflanze nicht überleben wird, was auch finanziell ein ganz schönes Wagnis bedeuten kann… |
Ausdauer |
Während der ’normale‘ Gärtner zwischen November und März ‚gartenfrei‘ hat, gartelt der Exotengärtner ganzjährig. Gerade in den Wintermonaten kann es dabei extrem arbeitsintensiv werden, insbesondere, wenn man viele Exoten im Garten hat, die in den Wintermonaten je nach Witterung mehrfach ein- + wieder ausgepackt werden müssen. |
Nehmerqualitäten |
Es gehört zum Schicksal des Exotengärtners, dass die eine oder andere Pflanze trotz gut-gemeinter Schutz- + Pflegemaßnahmen die Gartensaison nicht überlebt. Misserfolge sind unvermeidbarer Teil des Hobbies. Und selbstverständlich stehen Bedenkenträger + Neider bei Misserfolg sofort auf dem Plan, die es immer schon gewusst haben, dass solche Pflanzen hier nicht hinpassen. Auf der anderen Seite macht genau das das Exotenhobby aus: es ist der ‚Ritt auf der Rasierklinge‘ und die Freude, wenn man die Exoten einen weiteren Winter erfolgreich durch Frost + Schnee gebracht hat. |
Stehaufmännchen |
Spätestens ab Anfang März rotiert es – trotz etwaiger Misserfolge – schon wieder im Kopf des Exotengärtners: welche Pflanzen würde ich gerne mal bei mir probieren? Welche müssen ersetzt werden? Die Wunschliste des Exotengärtners ist immer voll, sein Garten leider meist auch. Der Exotengärtner kriegt den Hals einfach nicht voll… |