Zum Inhalt springen

Aus dem Leben einer Pflanze Pflanzen-Physiologie

    SHARE:

    Wie lebt es sich eigentlich als Pflanze? Wie unterscheidet sich deren Leben von unserem. Ein kleines Gedankenspiel…

    Aus dem Leben einer Pflanze 1

    Wir Pflanzen können weitaus mehr, als ihr Menschen uns zutraut. Nur, weil wir aus Eurer Sicht mehr oder weniger teilnahmslos Eurem Treiben zuschauen, nehmen wir das Leben sehr wohl in all ihren Einzelheiten wahr, zum Teil sogar besser als ihr. Inzwischen gibt es einige Wissenschaftler unter Euch, die uns hier Stück für Stück besser verstehen, die erkannt haben, dass wir Pflanzen logisch denken und handeln und aus Erfahrung lernen können. Lasst Euch auf unsere Lebensform ein und seid willkommen in unserer Welt.

    Von Anfang an allein

    Wir Pflanzen wachsen ohne Eltern auf. Sie setzen uns zur Geburt aus und kümmern sich danach auch nicht weiter um uns. Sie geben uns zwar etwas Proviant auf die Reise mit, aber wir müssen dann sehr schnell für uns selbst sorgen können. Das mag für Euch herzlos klingen, aber wir kennen es nicht anders + kommen damit eigentlich auch sehr gut klar.

    Ein Leben in 2 Welten

    Was für Euch Menschen unvorstellbar ist, ist unser täglich Brot: wir leben zeitgleich in 2 völlig unterschiedlichen Welten.
    Mit unseren ‚Kopf‘ und unseren ‚Armen‘ stecken wir kopfüber im dunklen, feuchten Boden, wo wir mit unseren vielen ‚Fingern‘ laufend nach Nahrung suchen.
    Zeitgleich haben wir unsere ‚Beine‘ in die Luft gestreckt. Hier ist es tagsüber hell, meist trocken und oft richtig schön warm. Wir lieben die Sonne genauso wie ihr und lassen sie uns auf die Beine scheinen.

    Kein Leben für Weicheier + Angsthasen

    Gefahren lauern für uns in beiden Welten, sowohl über als auch unter der Erde. Da wir Pflanzen aber extrem mit unserem Geburtsort verwurzelt sind, würden wir unsere Heimat niemals verlassen. Da kann kommen, was will. Egal, wie böse uns das Wetter mitspielt oder wie gefährlich unsere Feinde sind: Weglaufen ist für uns keine Option!
    Aber wir sind meist gut vorbereitet. Bevor die Temperaturen im Winter bitterkalt werden, werfen viele von uns ihre Blätter ab. Blätter fordern immer viel Nahrung ein, die wir im Winter im gefrorenen Boden aber meist einfach nicht finden können. So können wir den Winter i.d.R. auch mit wenig Nahrung gut überstehen. Das Abwerfen der Blätter hat noch einen weiteren Vorteil: so können wir nämlich auch eisige Kälte besser überstehen. Ohne Blätter brauchen wir kein Wasser von den Wurzeln zu den Blättern transportieren. Wasser in den Transportkanälen kann im Winter nämlich tödlich für uns sein, wenn es aufgrund der Temperaturen gefriert.
    Wenn wir von Fressfeinden angegriffen werden, brauchen wir immer fremde Hilfe. Wir können uns leider nicht so gut verteidigen. Also ‚rufen‘ wir einfach andere Tiere, die wiederum die Fressfeinde fressen. Ganz schön clever, oder?

    Immer Ärger mit den Nachbarn

    Wir Pflanzen lieben den Freiraum und sind sehr froh, wenn man uns nicht zu nah auf die Pelle rückt.
    Gelegentlich macht sich bei uns in direkter Nachbarschaft Unkraut breit. Wir hassen Unkraut! Wenn man nicht aufpasst, nehmen sie einem nicht nur den Sonnenplatz, sondern bedienen sich auch noch der Nahrung auf unserem kleinen Stück Erde. Glücklicherweise leben einige von uns in besseren Gegenden, wo es einen Garten-Besitzer gibt, der das Unkraut entfernt und für Recht und Ordnung sorgt.

    Bei der Vermehrung hilft der Klapperstorch

    Ihr Menschen erzählt euren Kindern ja immer die Geschichte vom Klapperstorch, der die Babies bringt. Wir Pflanzen sind meist wirklich auf einen ‚Klapperstorch‘ angewiesen, allerdings in Form von Bienen oder sonstigen Insekten, die uns bei der Befruchtung helfen.
    Unsere Fortpflanzungsbereitschaft ist i.ü. für jeden sofort ersichtlich: wir bilden auffällige, bunte und wunderbar riechende Blüten. Damit uns der ‚Klapperstorch‘ auch freiwillig besuchen kommt…
    Wenn dann alles funktioniert hat, bekommen wir Babies. Allerdings bekommen wir keinen dicken Bauch wie eure Frauen. Vielmehr wachsen unsere Babies als kleine Früchte direkt an unserem Körper, die wir zu gegebenem Zeitpunkt dann einfach abwerfen.
    Wir bekommen im Laufe eines Lebens unzählige Babies, vermehren uns jährlich vielfach. Gibt es in einem Jahr einmal Spätfröste, kann die Fortpflanzung allerdings auch mal 1 Jahr komplett ausfallen.

    Wir haben den 7. Sinn

    Wir Pflanzen kriegen mehr mit, als ihr Menschen denkt. Wusstest Du, dass wir die selben 5 Sinne wie ihr haben? Wir können sehen, hören, riechen, schmecken und tasten. Zugegebenermaßen könnt ihr das meist ein Stück besser als wir, aber wir können das auch. Darüber hinaus haben wir Sinne, die euch komplett abgehen. So können wir z.B. Magnetismus oder Chemikalien spüren. Verrückt, oder? (siehe: Sinneswahrnehmungen von Pflanzen).

    Auch ohne Nerven reaktionsfähig

    Im Gegensatz zu euch haben wir kein Nervensystem. Stattdessen übermitteln wir Sinneswahrnehmungen über Botenstoffe – sogenannte Phytohormone – an die betroffenen Pflanzenteile (siehe: Phytohormone). Unsere Wurzeln kriegen also z.B. mit, wenn die Blätter Durst haben.
    Die Übertragung dauert zwar ein bisschen länger als bei euch, funktioniert aber auch ziemlich gut.

    Auch ohne Stimme mitteilsam

    Sprechen können wir leider nicht, verständigen können wir uns aber schon, über und vorallem unter der Erde. Wir verständigen uns durch das Absondern von Düften, durch chemische Botenstoffe oder auch über elektrische Signale. Z.B. können wir so bei Gefahr unsere Artgenossen warnen.
    Auch Tiere verstehen unsere ‚Lockrufe‘. So können wir über Düfte Tiere herbeirufen, die uns bei Gefahr schützen können. Auch den Klapperstorch ‚rufen‘ wir auf diese Weise herbei, wenn wir uns vermehren wollen.

    Auch ohne Gehirn schlau

    Wir können logisch denken + kombinieren. Wir können uns – ähnlich wie ihr – an Dinge erinnern. Und wir sind lernfähig. Ganz ohne Gehirn! Kaum zu glauben, oder? (siehe: ‚Intelligenz‘ von Pflanzen).

    Auch ohne Knochen robust

    Wir bestehen zwar nicht aus Knochen, trotzen aber auch so starken Winden. Dazu bilden wir Äste und Zweige, die im Alter kräftiger werden und schließlich verholzen.

    Auch ohne Muskeln stark

    Wir haben zwar keine Muskeln, sind aber trotzdem sehr beweglich (siehe: Bewegung von Pflanzen).
    Neben den sehr langsamen Bewegungen im Zuge des Wachstums können wir uns durchaus auch schneller bewegen, entweder durch Druckänderungen in unseren Zellen oder durch das schnelle Auslösen vorher aufgebauter mechanischer Spannungen. Letzteres kennt ihr womöglich vom Zuschnappen einer Venusfliegenfalle.

    Und irgendwann ist Schluss

    Beim Sterben ist es ähnlich wie bei euch: manchmal kommt der Tod schleichend, manchmal plötzlich und unerwartet…