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Exotik als Lebenseinstellung? Exotengarten-Philosophien

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    Beim Schreiben des Artikels ‚Invasive Exoten‘ musste ich unweigerlich an die aktuelle Flüchtlingspolitik denken. Aber der Reihe nach…


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    Exotengarten: BestOf
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    Exotengarten: BestOf
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    Exotische Pflanzen

    Bei invasiven Tieren + Pflanzen handelt es sich um nicht-einheimische Lebewesen, die sich so vehement ausbreiten, dass sie einheimische Lebewesen verdrängen können, was auf Dauer zu einer Verringerung der einheimischen Tier- / Pflanzenvielfalt führen kann.
    Die EU-Kommission hat entsprechend in 2016 eine Liste mit 37 invasiven Tieren und Pflanzen herausgegeben, für die es hinsichtlich Haltung, Import, Verkauf und Zucht besonders restriktive Regelungen gibt.
    Einzelne Länder haben ähnliche Listen und Regelungen herausgegeben. In der Schweiz steht z.B. auch die chinesische Hanfpalme auf der Warnliste, nachdem sich diese insbesondere in Tessin mehr + mehr ausbreitet.
    Für uns als Exoten-Liebhaber wäre es eine Katastrophe, wenn irgendwann Hanfpalmen, Yuccas etc. verboten würden. Wir lieben diese Pflanzen wegen ihrer Exotik und nehmen sie als eine große Bereicherung in unseren Gärten wahr.
    In Mailand (siehe: ‚Mailand auf der Palme‘) sind nun Rechtpopulisten auf die Barrikaden gegangen, weil Mailands Stadtregierung exotische Pflanzen auf dem Domplatz hat pflanzen lassen: ‚Seid ihr krank? Geht es euch noch gut? Jetzt fehlen uns nur noch Affen und Kamele. Die illegalen Flüchtlinge sind ja schon da. So wird der Domplatz jetzt ein zentralafrikanischer Platz mit Palmen und Bananen‘, wird der Chef der rechtspopulistischen Lega Nord zitiert. Demonstrationen und kriminelle Übergriffe sind die Folge.

    Exotische Menschen

    Auch Ausländer sind Exoten. Ausländer werden uns zwar vermutlich nicht aus unserem Land verdrängen, aber viele sehen aufgrund der massiven Flüchtlingsströme die Gefahr, dass diese ‚Exoten‘ ggf. unsere Kultur, unsere Werte, unsere Regeln oder auch ganz platt uns z.B. am Arbeitsplatz verdrängen könnten.
    Entsprechend haben einige Länder bereits reagiert und ‚Warnlisten‘ bzw. Regelungen herausgegeben, welche Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zutritt bekommen.

    Exotische Kultur

    Unser ganzes Leben ist voller Exoten, die sich bei uns breit machen, sei es in der Kunst, in der Musik und in Filmen, beim Essen und Trinken, bei der Technik und in der Architektur. Einfach überall! Wir empfinden es als Abwechselung vom Alltag, als das Besondere. Es fühlt sich wie Urlaub an, wie ein spannendes Abenteuer. Exotik ist fester Bestandteil unserer Kultur.

    Exotisches Lebensmotto?

    Der Vergleich hinkt sicher. Die Pizza bestelle ich schließlich, weil ich darauf Hunger habe. Das Apple Handy bestelle ich, weil ich das so für mich entschieden habe. Ob Flüchtlinge bei uns Zutritt bekommen und von unseren Steuergeldern finanziert werden, da hat mich niemand um Erlaubnis gefragt. Das wurde so ‚über meinen Kopf‘ entschieden.
    Aber: Willkommenskultur fängt doch im Kopf an. Gerade wir als Exotengärtner sollten allein aufgrund unseres Hobbies ein bißchen offener für das neue Unbekannte sein. Gerade wir sollten das Exotische doch als Bereicherung empfinden und nicht als Gefahr. Gerade wir sollten hier doch offen und tolerant sein. Ich zumindest halte es für mehr als angebracht und erforderlich.

    „Wir sind die wahren Länder. Nicht die Grenzen auf den Karten mit den Namen mächtiger Männer.“ (aus „Der englische Patient“)

     
    Für eine Welt „ohne Landkarten“: offen, tolerant + dauerhaft exotisch-bunt.