Beim Winterschutz von Faserbananen wird dem Scheinstamm eine besondere Bedeutung zugesprochen. Ist das womöglich überbewertet?
Auf die Länge kommt es an! |
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Als ich 2014 meine 1. Faserbanane auspflanzte, hat mich vorallem das irre Wachstum dieser Pflanzen fasziniert. Man kann den riesigen Blättern fast beim Wachsen zusehen. Nicht ganz so fix wie manch ein Bambus, aber doch extrem schnell. Gegen Ende der Saison hatte die Staude jedes Jahr eine Endhöhe von über 3m. Wow! Gelegentlich stieß ich dabei in den sozialen Medien auf Fotos anderer Exotengärtner. Deren Faserbananen waren meinen hinsichtlich Wachstum um Längen voraus, sowohl, was die Endhöhe betraf als auch, was das Dickicht der Scheinstämme betraf. Bei mir war es nett. Bei manch Anderem war es sensationell. Echtes ‚Urwald- / Deschungelfeeling‘. Am Klima konnte ich kaum liegen, dass meine nicht so toll wuchsen. Zwar sind die Winter in Bayern im Deutschland-Vergleich sehr hart, aber im Sommer gibt es vermutlich kaum besseres Klima für exotische Obstpflanzen: heiss + feucht – Kontinentalklima. Meine Faserbanane hat dazu einen quasi vollsonnigen Platz auf der Nordseite meines Grundstücks. Immer wieder las ich davon, dass es für ein gutes Wachstum entscheidend sei, dass man möglichst große Scheinstämme unversehrt über den Winter bekommt. So hat man im Frühjahr bereits einen wesentlichen Wachstumsvorsprung. Desweiteren liest man immer wieder, dass Faserbananen nur dann Früchte bilden können, wenn man die Scheinstämme mindestens mit einer Höhe von 1m über den Winter bringt. Klar wollte ich Bananen. Also begann ich damit, große Winter-Schutzbauten (siehe: Faserbanane: Winterschutz) zu bauen und diese dann bei Frost mit einem Heizkabel zu beheizen. Die Schutzbauten waren etwa 1.2m hoch, mit einem Durchmesser von etwa 0.8m. Im Herbst wurden die Schutzbauten mit etwa 500l Mulch gefüllt. Im Frühjahr wusste ich irgendwann nicht mehr, wohin mit dem ganzen Mulch. Als ich 2018 eine 2. Faserbanane auspflanzte, entschied ich, diese definitiv nicht so aufwändig zu überwintern. Die Scheinstämme schnitt ich entsprechend im Herbst immer in Bodennähe auf etwa 20-30cm zurück. Statt Hasenstallgitter mit Mulchfüllung stellte ich einfach eine kleine Styroporkiste drüber (und deckte das ganze zur Not noch mit Vlies ab). Auf ein Heizkabel wurde komplett verzichtet. Auch dieser Winterschutz hat – sicher auch den milden Wintern gedankt – bis dato gut funktioniert. |
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Auf die Länge kommt es an? |
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Im Juni 2020 mache ich dann eine interessante Beobachtung: obwohl ich die Scheinstämme der einen Faserbanane (‚Faserbanane 1‘) über den Winter etwa 80cm höher gelassen hatte als die der anderen Faserbanane (‚Faserbanane 2‘), sind sie nun im Juni bereits nahezu gleich groß. Und das, obwohl ‚Faserbanane 1‘ ggü. ‚Faserbanane 2‘ auch noch z.T. deutlich bessere Standort-Bedingungen hat. Bis Ende Juli 2020 sind die Scheinstämme der ‚Faserbanane 2‘ gar 30cm länger als die von ‚Faserbanane 1‘. Unglaublich!
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Fazit |
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Für ein Fazit ist es ganz sicher zu früh, aber es wäre schon eine kleine Sensation, sollte sich herausstellen, dass das erfolgreiche Überwintern möglichst großer Scheinstämme gar keine Relevanz hat. Zumindest, wenn es um das Wachstum der Faserbanane geht. Aber nimmt man sich mit bodennah eingekürzten Faserbananen nicht auch die Chance auf Früchte? Es heißt doch, dass eine Faserbanane nur dann Früchte bilden kann, wenn man den Scheinstamm mindestens mit einer Höhe von 1m über den Winter bekommt. Auch hierzu gibt es durchaus abweichende Thesen: die Fruchtbildung hat nichts mit der Stammhöhe zu tun, sondern wird vielmehr dadurch getriggert, wieviele Blätter ein Stamm im Laufe seines Lebens bereits gebildet hat. Nach etwa 40 Blättern bildet ein Stamm Früchte und stirbt dann. Unabhängig von der Stammhöhe. Sollte sich auch das als wahr herausstellen, dann würde zukünftig ein bodennahes Zurückschneiden der Scheinstämme und ein ganz simpler Winterschutz für Faserbananen völlig ausreichen. Viele, viele von uns hätten sich in dem Fall im Winter jahrelang weit über das erforderliche Maß hinaus abgemüht… |