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Väterchen Frost kommt Mein Münchner Exotengarten 500m über NN

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    Der Winterschutz ist immer eng mit Wetterprognosen verwoben. Das kann schnell mal in Panik + Hektik münden, unnötigerweise, wie ich finde…


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    Exotengarten: Winter
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    Exotengarten: Winter
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    Die große Panikmache

    Sobald der Sommer vorbei ist, stellt man in entsprechenden Exoten-Foren täglich steigende Panik + Hektik wegen des bevorstehenden Winters fest. Wie wird der Winter? Wie sieht ein angemessener Schutz aus? Ab wann sollte man schützen? Wie lange sollte man schützen? Ist die Pflanze schon kräftig genug für einen kalten Winter?
    Als Antwort auf die verzweifelten Hilferufe folgen z.T. abenteuerliche Geschichten selbsternannter Experten: Unkenrufe bzgl. eines bevorstehenden Jahrhundert-Winters, heroische Geschichten über Exoten, die ungeschützt sagenhafte Fröste überlebt haben und Angstmacher, die Dir mit Erfahrungsberichten jegliche Hoffnung rauben können, dass Du Deine Exoten jemals über den Winter bringen wirst.
    Spätestens Anfang November tauchen dann in entsprechenden Foren erste Fotos von dick eingepackten Exoten auf. Die Hektik steigt: andere sind mit dem Winterschutzaufbau schon fertig und ich habe noch nicht mal angefangen…

    Wie es wirklich ausschaut…

    Ich wohne im Südosten von München, Klimazone USDA6B, sicher im Winter eine eher kritische Ecke Deutschlands für ausgepflanzte Exoten. Insbesondere in solchen klimatisch kritischen Gegenden ist der Spagat zwischen zu viel / zu wenig bzw. zu lang / zu kurz geschützten Exoten nicht einfach.
    Schaut man sich die chronologischen Klimadaten hier an, so läßt sich festhalten:

    • in den letzten 10 Wintern lag die absolute Tiefsttemperatur bei -17.7°C (Winter 2011/12)
    • in den letzten 10 Wintern gab es genau 2 Winter mit Tiefsttemperaturen unter -13.0°C (Winter 2009/10 + 2011/12)
    • in den letzten 10 Wintern gab es im Schnitt 4.2 Strengfrosttage (Tage mit Tiefsttemperaturen unter -10.0°C) pro Winter, nur 1x über 10 Tage (Winter 2011/12: 13 Tage)

     
    Was bedeutet das?

    • extrem frostharte Exoten (Frosthärte < -20°C) wie z.B. Indianerbananen oder viele Yuccas hätten alle Winter die letzten 10 Jahre komplett ohne Winterschutz überlebt
    • sehr frostharte Exoten (Frosthärte < -15°C) wie z.B. Hanfpalmen hätten - wenn man Blattschäden in Kauf nimmt - alle Winter die letzten 10 Jahre mit leichtem Winterschutz überlebt, 8 der letzten 10 Winter sogar komplett ohne Winterschutz
    • gut frostharte Exoten (Frosthärte < -10°C) wie z.B. Kakibaum, Faserbanane oder chinesische Dattel benötigen pro Winter im Schnitt gerade einmal 4 Tage einen Winterschutz

     
    Was läßt sich daraus schließen?

    • ein mehrmonatiger Frostschutz ist selbst für Exoten mit einer Frosthärte von ’nur‘ -10°C i.d.R. unangemessen
    • der Auf- + Abbau des Winterschutzes sollte daher für solche Exoten möglichst situativ und nicht auf Basis ungesicherter Eventualitäten erfolgen
    • da Wettervorhersagen nur bis maximal 1 Woche im Voraus halbwegs verläßlich sind, sollte man auf weiter in der Zukunft gelegene Vorhersagen bzgl. Winterschutz nicht reagieren

    …und was das bedeutet

    Hat man mehrere Exoten im Garten, ist es i.d.R. nicht möglich, den Winterschutz immer erst dann aufzubauen, wenn es wirklich soweit ist. Erstens muss der Normalbürger nebenbei arbeiten, so dass nur die Wochenenden zum Aufbau bleiben, und zweitens ist es auch nicht gerade prickelnd, wenn man bei -10°C stundenlang Schutzbauten errichten muss.
    Die Strategie muss daher vielmehr sein, einen hochflexiblen Winterschutz zu errichten, den man bereits soweit aufbaut, dass das Finalisieren dann bei Erreichen grenzwertiger Temperaturen sehr schnell geht, der Vor-Aufbau die Exoten aber nicht unnötig einengt oder ‚überbehütet‘ schützt.
    Bei mir sieht das konkret so aus:

    • bis Mitte Oktober steht meine Winter-Planung, so dass ich entsprechendes Material frühzeitig kaufen kann
    • bis Ende November läuft die Winterschutz-Vorbereitung: der initiale Aufbau der Schutzbauten
    • ab Dezember wird dann laufend geschaut, wie sich das Wetter die nächsten Tage entwickelt; bei Bedarf werden die Schutzbauten dann am folgenden Wochenende angepasst
    • ab Anfang März prüfe ich wöchentlich, ob ich die Schutzbauten komplett abbaue

     
    Für mich ist die Winter-Saison die spannenste Jahreszeit meines Exotenhobbies, in der ich immer wieder Wettervorhersagen studiere und die Temperaturen in meinen Schutzbauten kontrolliere.
    Für mich ist der Stress vor den Frosttagen auf alle Fälle positiver Stress, nämlich die Spannung, inwieweit der Winterschutz funktioniert hat und die Vorfreude, wenn der Schutzbau abgebaut werden kann und ich die Pflanzen hoffentlich gut über den Winter gebracht habe…