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Winterschutz von Exoten: Kulturanforderungen Exotengarten-KnowHow

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    Wie kann man exotische Pflanzen bei uns am besten überwintern? Und wo unterscheiden sich die Kulturanforderungen je nach Pflanzenart?

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    KULTURANFORDERUNGEN VON EXOTEN

    Etwa zwischen +10°C und +5°C stellen Pflanzen ihre Stoffwechselaktivitäten ein. Sie begeben sich in Winterruhe.
    Einheimische Pflanzen werfen nun ihr Laub ab oder ziehen sich ins Erdreich zurück. So verbrauchen sie im Winter quasi kein Wasser.
    Nicht-einheimische Pflanzen sind dagegen i.d.R. deutlich frostempfindlicher. Und Exoten sind häufig immergrüne Pflanzen, die auch im Winter über ihre Blätter Feuchtigkeit verdunsten, wenn auch deutlich weniger als während der Vegetationsphase. Für diese Pflanzen stellt Frosttrocknis eine große winterliche Gefahr dar.
    Die Überwinterung exotischer Pflanzen ist daher nicht ganz trivial, egal, ob man sie im Haus, in der Garage oder draussen überwintert. Entscheidend ist die Frage, wie man sie während der Überwinterung kultiviert: kühl oder besser warm? Hell oder doch eher dunkel?

    ÜBERWINTERUNGSVARIANTEN FÜR EXOTEN

    Grundsätzlich gilt:
    Eine warme Überwinterung regt die Wurzelaktivitäten an + versorgt eine Pflanze mit Energie.
    Eine helle Überwinterung regt die Photosynthese / das Wachstum an + kostet eine Pflanze Energie.

    Von daher sind im Winter theoretisch 4 Kultivierungsvarianten denkbar:

    Kultur-Bedingung Konsequenz
    warm + hell Im Fall einer warmen (>+10°C) + hellen Überwinterung wird die Winterruhe der Pflanze verhindert. Man gaukelt der Pflanze den Sommer vor. Die Pflanze wächst weiter, benötigt nun aber auch eine adäquate Versorgung (Wasser, Nährstoffe).
    warm + dunkel Im Fall einer warmen + dunklen Überwinterung versorgen die Wurzeln die Pflanze mit Energie. Aufgrund des fehlendes Lichtes kommt es aber nicht zur Photosynthese. Die Pflanze reagiert darauf mit ‚Monsterwuchs‘. Sie entwickelt lange, dünne Triebe, um sich so vermeintlich schnell Richtung Licht zu strecken. Die Pflanze ‚vergeilt‘, häufig zu beobachten bei Baumarkt-Pflanzen, die dicht gedrängt mit sehr wenig Tageslicht kultiviert werden. Immergrüne Pflanzen werfen in dem Fall auch häufig ihre Blätter ab.
    kühl + dunkel Im Fall einer kühlen (<+5°C) + dunklen Überwinterung geht die Pflanze in die Winterruhe über. Die Pflanze benötigt kein / kaum Wasser und Nährstoffe (Dünger). Eine dauerhaft dunkle Überwinterung bedeutet aber immer auch Stress für eine Pflanze.
    kühl + hell Im Fall einer kühlen + hellen Überwinterung kommt es über die Blätter zur Photosynthese. Die Pflanze wächst + verbraucht Energie. Aufgrund der kühleren Temperaturen arbeiten die Wurzeln aber nur mit ‚halber Kraft‘, liefern also weniger Energie. Es kommt zu Versorgungsproblemen.

    ÜBERWINTERUNG VON AUSGEPFLANZTEN EXOTEN

    Freilandexoten warm zu überwintern, ihnen also im Winter den Sommer vorzugaukeln, ist alleine aus Heizkosten- + Nachhaltigkeitsaspekten nicht vertretbar. Für ausgepflanzte Exoten bleibt also nur eine kühle Überwinterung.
    Am Naturstandort überwintern Exoten kühl + hell. Kühl heißt: in aller Regel (knapp) oberhalb der Frosthärte der jeweiligen Pflanze. Und: Dauerfrost bzw. tiefen Bodenfrost gibt es hier normalerweise nicht.
    Eine kühle + helle Überwinterung ist bei uns aber i.d.R. nicht möglich. Da unsere Winter erheblich kühler als am Naturstandort sind, müssen Exoten bei uns geschützt werden. Entsprechendes Dämmmaterial (Vlies, Styropor, …) führt aber zu einer mehr oder weniger starken Lichtreduzierung.
    Es ist also nur schwerlich möglich, für Freilandexoten Überwinterungsbedingungen analog Naturstandort (nämlich kühl + hell) zu schaffen. Vielmehr geht es darum, die Methode zu finden, die die geringste Belastung für die Pflanze darstellt, die die Pflanze am wenigsten stresst.
    Nachfolgend eine grobe Richtschnur zur winterlichen Kultivierung ausgepflanzter Exoten:

    Pflanzen-Kategorie Beschreibung Kultur-Bedingungen
    Laubabwerfende Exoten Manche Exoten (z.B. Obstpflanzen wie Zitruspflanzen, Kakibaum, Indianerbanane, chinesische Dattel oder auch die Seidenakazie) werfen im Winter ihr Laub ab.
    Mit dem Laubabwurf stellen sie ihre Photosynthese / das Wachstum ein und benötigen dann wenig / kein Licht (und keine zusätzliche Versorgung).
    Solche Pflanzen können hell oder auch dunkel überwintert werden.
    kühl + hell / dunkel
    Immergrüne Exoten, die entlaubt werden können Manche immergrünen Exoten können vor dem Winter entlaubt werden, da sie im Frühjahr recht schnell wieder neue Blätter generieren. Dazu gehören z.B. Baumfarne oder auch Stauden wie die Faserbanane.
    Solche Exoten können wie laubabwerfende Exoten behandelt werden, also sowohl hell als auch dunkel überwintert werden.
    kühl + hell / dunkel
    Immergrüne Exoten, die belaubt überwintert werden sollten Immergrüne Exoten sind vorallem Frosttrocknis-gefährdet. Frosttrocknis entsteht, wenn der Boden tief gefroren ist, die Wurzeln also nur eingeschränkt arbeiten, die Blätter aber Photosynthese betreiben. Um das zu verhindern, sind einige Dinge zu beachten:
    1. bei Dauerfrost sollte man schauen, dass man den Boden gut gegen tiefgreifenden Bodenfrost schützt.
    2. Um Photosynthese zu verhindern / minimieren, sollte man die Exoten dunkel oder zumindest licht-gedämmt (z.B. mit einem Vliessack) überwintern.
    Immergrüne Exoten sollten daher eher dunkel überwintert werden.
    kühl + dunkel
    Sukkulenten Sukkulenten (wie z.B. Yuccas oder Kakteen) begeben sich auch ohne Laubabwurf in ihre Winterruhe. Dazu minimieren sie vor dem 1. Frost den Wasseranteil in ihren Blätter / Körpern. So kann ihnen der Frost wenig anhaben.
    Sukkulenten preferieren eine kühle + helle Überwinterung, können aber auch dunkel überwintert werden. Wird durch die helle Überwinterung das Wachstum im Winter trotz gefrorenen Bodens angeregt, stellt das i.d.R. keine Gefahr dar, da Sukkulenten auch über längere Zeit ohne Wasser und Nährstoffe auskommen.
    kühl + hell / dunkel

    ÜBERWINTERUNG VON EXOTEN IM HAUS

    Vielfach überwintert man Exoten ‚der Einfachheit halber‘ gerne im Haus. Leider sind die Kulturbedingungen auch im Haus nicht ideal:
    Eine ‚kühle‘ Überwinterung im Haus würde Temperaturen von etwa 5°C voraussetzen. Das ist meist nicht realisierbar. Selbst im unbeheizten Keller / Treppenhaus ist es i.d.R. deutlich wärmer. Bei den Temperaturen finden Pflanzen nicht in ihre Winterruhe.
    Und das Licht ist im Haus selbst direkt hinter einer Fensterscheibe stark reduziert.
    Heisst: im Haus überwinterte Exoten finden i.d.R. warme + eher dunkle Kulturbedingungen vor. Pflanzen ‚vergeilen‘.
    Um dem vorzubeugen, sollte man daher bei einer Indoor-Überwinterung für helle Lichtverhältnisse sorgen, z.B. mit einer Pflanzenlampe.

    FAZIT

    Der Winterschutz dauerhaft ausgepflanzter Exoten ist die Königsdisziplin des Exotengärtners. Auch deswegen, weil es das Patentrezept nicht gibt und man sich letztlich je Pflanzenart gesondert mit den Kulturanforderungen beim Winterschutz auseinander setzen muss… Es ist + bleibt kompliziert. Aber gerade das macht den Reiz doch aus.