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Trachycarpus Fortunei: Gefahren im Winter Chinesische Hanfpalme

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    Die Hanfpalme ist bei uns in Deutschland nicht verlässlich winterhart. Worauf man im Winter bei Hanfpalmen besonders achten sollte…

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    Trachycarpus Fortunei: Gefahren im Winter 1
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    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
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    Winterhärte

    Vielfach wird die Winterhärte von Hanfpalmen auf eine Frosthärteangabe (von typischerweise -17°C) reduziert. De facto gestaltet sich das Thema etwas komplexer.
    Einerseits variiert die Frosthärte für die unterschiedlichen Pflanzenteile (siehe nächster Abschnitt) doch erheblich. Die Frosthärteangabe bildet diesen Umstand nicht ab, sondern zielt i.d.R. auf das nackte Überleben der Pflanze ab, nicht aber auf das Überleben der unterschiedlichen Pflanzenteile.
    Andererseits lauern zusätzliche Gefahren bei Dauerfrost:

    • Der Frost dringt sukzessive in den Boden ein. Bei tief-gefrorenem Boden kann das Wurzelwerk die Wedel nicht mehr ausreichend versorgen. Es droht Frosttrocknis.
    • Im Extremfall kann es passieren, dass die Bodentemperatur derart absinkt, dass die Wurzeln dauerhaften Schaden nehmen.

    In beiden Fällen kann das das Ende der Hanfpalme bedeuten, obwohl die Frosthärte von -17°C nicht ausgereizt wurde.
    Gemäß Professor Walter Larcher vertragen die einzelnen Pflanzteile einer Trachycarpus Fortunei in etwa folgende Tiefsttemperaturen:

    Frostverträglichkeit Hanfpalme nach Prof. Larcher

    Pflanzteil: initialer Schaden ab: Absterben durchschn. bei:
    alter Fächer -11.0°C -13.0°C
    junger Fächer -10.5°C -12.5°C
    geschlossener Fächer (Speer) -11.5°C -14.0°C
    Blattstiel (Stilende) -10.0°C -15.0°C
    Blattbasis (Stilanfang) -8.5°C -10.0°C
    Herz (Meristem) -11.5°C -15.0°C
    Leitbündel (Versorgungsleitungen des Herzens) -6.0°C -8.0°C
    Wurzeln (Rhizom) -6.5°C -8.0°C

    Die für das Überleben der Hanfpalme relevanten Pflanzenteile sind recht gut gegen Frost geschützt: das Meristem und die Leitbündel sitzen im verholzten Stamm und das Rhizom wird durch das Erdreich geschützt. Von daher sind die Blätter der frostkritischte (aber nicht überlebens-relevante) Pflanzenteil: ab etwa -10° treten bereits initiale Frostschäden auf.
    Dass diese Werte durchaus plausibel sind, ‚durfte‘ ich im Frühjahr 2021 unfreiwilliger Weise testen (1 Heizkabel war ausgefallen):

    Trachycarpus fortunei: Frostschäden
    Im Zuge der Winterhärte wird oft auch die Nässeempfindlichkeit der Trachycarpus fortunei angeführt, insbesondere der winterliche Nässeeintritt von oben über die Wachstumsöffnung bis ins Herz. Warum der Nässeeintritt aus meiner Sicht keine Gefahr darstellt…

    Gefahren im Winter

    Im Prinzip lassen sich die Gefahren bei einer dauerhaft-ausgepflanzten Hanfpalme auf folgende Punkte reduzieren:

    Ursache Gefahr Lösung
    1. Bodentemperatur dauerhaft unter 0°C [Dauerfrost] Sinkt die Bodentemperatur längere Zeit unter 0°, so wird die Versorgung der Palme je nach Frosteindringtiefe mehr und mehr eingeschränkt. In Dauerfrostphasen kommt es so nach gewisser Zeit zu einer Unterversorgung der Wedel: Frosttrocknis.
    Bei sehr langen Dauerfrostphasen kommt es schließlich zu einer Unterversorgung des Herzens. In Folge stirbt + fault zunächst neugebildetes Gewebe (‚Speerfäule‘) und im Extremfall dann das Herz (‚Herzfäule‘). Mit einsetzendem Wachstum im Frühjahr werden faule Stellen nach oben zur Wachstumsöffnung geschoben und schimmeln aufgrund Luftzufuhr.
    Das Risiko der Frosttrocknis ist i.ü. im Frühjahr besonders hoch: die höheren Tages-Temperaturen regen das Wachstum an, aber die Wurzeln sind womöglich noch inaktiv, weil der Boden noch tief-gefroren ist. Sonne auf den Wedeln forciert das Risiko nochmal.
    Wurzelbereich bei Minusgraden gut schützen (mulchen, beheizen), Palme im Winter eher dunkel + kühl halten (um kein Wachstum anzuregen), Wedel mit Vlies einpacken bzw. bei Sonne abschatten (um Feuchtigkeitsabgabe über Blätter zu vermeiden).
    2. Bodentemperatur unter -6.5°C [Dauerfrost] Je nach Frosteindringtiefe werden mehr + mehr Wurzeln dauerhaft geschädigt und sterben ab. Neben den unter 1. genannten Gefahren wird die Regeneration der Palme mehrere Monate dauern. siehe 1.
    3. Lufttemperatur unter -11°C Es kommt zu ersten Blattschäden.
    Zur Info: da Palmenzellen gemäß Professor Larcher persistent unterkühlbar sind, nehmen Blätter über etwa -11°C bei dauerhaftem Frost keinen Schaden. Es spielt auch keine Rolle, wie oft Blätter im Winter frieren und wieder auftauen oder wie schnell die Temperaturen sinken.
    Palmenkrone dick einpacken + beheizen.
    4. Lufttemperatur unter -14°C Es kommt zu komplettem Blattverlust. Palmenkrone dick einpacken + beheizen.
    5. Lufttemperatur dauerhaft unter -15°C [Dauerfrost] Leitbahnen / Herz drohen zu erfrieren. Palme dick einpacken + beheizen.
    6. fehlende Belüftung Die Palme schimmelt + es droht Pilzbefall. Palme möglichst mit atmungsaktivem Material (z.B. Vlies) einpacken und immer wieder belüften, wenn es die Außen-Temperaturen zulassen.

    Das volle Ausmaß eines Frostschadens zeigt sich i.d.R. erst im Laufe des Frühjahrs und nicht direkt nach dem Auswintern. Eine Überlebens-Prognose ist von daher direkt nach dem Auswintern schwierig.
    Kleine Löcher oder Risse in den Blättern deuten auf leichten Blattschaden hin. Auch braune Blattspitzen sind hierfür ein Indikator. Sie entstehen häufig da, wo die Blätter direkt an der Außenhaut des Winterschutzes (z.B. an der Vlieshaube) anliegen und sogenannte ‚Kältebrücken‘ entstehen. Handelt es sich um einen reinen Blattschaden, so braucht die Palme einige Monate, um wieder eine schöne Krone zu bekommen. Sie wird den Blattschaden aber vermutlich überleben.
    Braune Blattspitzen können aber auch daher rühren, dass die Palme infolge einer Dauerfrostphase + tiefem Bodenfrost lange unterversorgt war. Oft kommt einem in dem Fall beim Öffnen des Winterschutzes leichter Strohgeruch entgegen. Im schlimmsten Fall kann die Unterversorgung zum Absterben des Palmenherzens (-> Herzfäule) führen. In dem Fall war es das leider mit der Palme. Solange der Mittelspeer noch fest sitzt, besteht aber Hoffnung, dass das Herz intakt ist. Bei Frosttrocknis-Syndromen sollte man die Palme bei Sonne abschatten, aber weder die braunen Wedel abschneiden noch die Palme düngen oder wässern. Weniger ist hier definitiv mehr. Erst, wenn sich die Temperaturen auch nachts wieder verläßlich im Plusbereich bewegen, kann man langsam wieder mit dem Wässern beginnen.

    Zusätzliche Gefahren bei Kübelhaltung:
    Oft werden Hanfpalmen im Kübel gehalten und dann ab einer gewissen Größe draussen z.B. auf der Terasse – dick eingepackt – überwintert. Das größte Problem hierbei ist der Wurzelballen, der im Kübel (im Gegensatz zu einer ausgepflanzten Palme) sehr viel schneller durchfriert. Von daher kommt es bei Kübelhaltung schnell zur Frosttrocknis bzw. zum Absterben der Wurzeln. Wenn man eine Hanfpalme draussen überwintert, sind die Überlebenschancen ausgepflanzt also um einiges höher als bei Kübelhaltung.
    Wer die Palme trotzdem im Kübel halten will, sollte den Kübel seitlich und von oben dick einpacken und beheizen. Und wer den Kübel nicht beheizen will / kann, sollte ihn so nah wie möglich ans Haus stellen (Abwärme) und idealerweise direkt (ohne Styroporplatten o.ä.) in ein Beet setzen, so dass der Kübel von unten von der Erdwärme profitieren kann. Frost kommt nämlich immer von oben (All) und nicht von unten (Erdreich).

    Fazit

    Die vielfach-zitierte Frosthärte von Hanfpalmen führt leider häufig dazu, dass Palmen erst sehr spät oder gar nicht geschützt werden und man dann im Frühjahr in den sozialen Medien viele Fotos von toten oder stark geschädigten Hanfpalmen (‚Strohpuppen‘) findet.
    Mit dem richtigen Winterschutz sind Trachycarpus fortunei bei uns aber definitiv eine Auspflanzung wert.