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Xanthorrhoea: Steckbrief Grasbaum

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    Die australische Botanik hat eine einzigartige Vielfalt. Xanthorrhoea sind hierbei womöglich die faszinierensten Vertreter der ‚Flora Australis‘.

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    Australischer Grasbaum
    Australischer Grasbaum
    Australischer Grasbaum
    Australischer Grasbaum
    Australischer Grasbaum
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    SYSTEMATIK

    Grasbäume (Xanthorrhoea) sind die einzige Pflanzengattung der Unterfamilie Xanthorrhoeoideae in der Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae s. l.). Sie werden gelegentlich auch ‚Yacca‘, ‚Balga grass‘ oder ‚Blackboy‘ genannt.
    Die Bezeichnung ‚Grasbaum‘ ist i.ü. irreführend: auch, wenn Xanthorrhoea aussehen wie Bäume mit einer Graskrone, sind sie weder ein Baum noch gehören sie zu den Gräsern.
    Die Gattung der Xanthorrhoea besteht aktuell aus 28 Arten.

    Systematik Name
    Abteilung Tracheophyta (Gefäßpflanzen)
    Klasse Magnoliopsida (Bedecktsamer)
    Ordnung Asparagales (Spargelartige)
    Familie Xanthorrhoeaceae s.l. (Grasbaumgewächse)
    Gattung Xanthorrhoea (Grasbaum)

    HERKUNFT / VERBREITUNG

    Xanthorrhoea sind lebende Fossile, die seit über 150 Millionen Jahren in küstennahen (bis etwa 200km) Gebieten Australiens und Tasmaniens beheimatet sind und dort oft den Unterwuchs in Eukalyptuswäldern bilden. Sie gehören inzwischen zu den bedrohten Pflanzen-Gattungen Australiens und unterliegen daher seit 2006 einem Export-Stop.
    Xanthorrhoea zählen nicht direkt zu den Sukkulenten, stammen aber meist aus trockenen Zonen oder solchen mit klar-definierten Regen- + Trockenzeiten.
    Sie sind recht anpassungsfähig und vertragen so auch kühleres Klima (Sommer + Winter) mit höherem Niederschlägen (insbesondere in Tasmanien und Südwest-Victoria).

    EIGENSCHAFTEN

    Wachstum
    Xanthorrhoea können bis zu 600 Jahre alt werden. Mit einem Stammwachstum von etwa 1-3cm pro Jahr (je nach Art + Kultivierung) wachsen sie allerdings sehr langsam. Das erklärt auch die horrenden Preise für diese Bäume. Das Alter eines Grasbaums lässt sich leider nur sehr ungenau abschätzen. Die Wuchsgeschwindigkeit korreliert mit dem Dicke der Grashalme. Xanthorrhoea glauca wachsen daher am schnellsten.
    Es gibt Arten mit ober- und mit unterirdischen Stämmen. Die Wuchshöhe variiert entsprechend je nach Art (hier nur die besonders frostharten) stark:

    • Xanthorrhoea australis: 3m (Süd-Australien)
    • Xanthorrhoea caespitosa: 1m (Süd-Australien)
    • Xanthorrhoea glauca: 5m (Ost-Australien)
    • Xanthorrhoea johnsonii: 4m (Ost-Australien)
    • Xanthorrhoea minor: 1m (Süd-Australien)
    • Xanthorrhoea preissii: 5m (West-Australien)
    • Xanthorrhoea quadrangulata: 2m (Süd-Australien)
    Frosthärte
    Xanthorrhoea sind grundsätzlich recht robust und absolut schädlingsresistent.
    Die Frosthärte von Grasbäumen variiert je nach Art. Als besonders frosthart gelten folgende Arten:

    • Xanthorrhoea australis: -6°C
    • Xanthorrhoea caespitosa: -8°C
    • Xanthorrhoea glauca: -6°C
    • Xanthorrhoea johnsonii: -8°C
    • Xanthorrhoea minor: -8°C
    • Xanthorrhoea preissii: -6°C
    • Xanthorrhoea quadrangulata: -6°C

     
    Trotz der für Mitteleuropa nicht ausreichenden Frosthärte ist eine Überwinterung im Freien i.ü. durchaus möglich, da man Xanthorrhoea auch mehrere Monate dunkel überwintern kann, was den Winterschutz stark vereinfacht.
    Darüber hinaus sind sie recht regenerationsfähig: selbst, wenn die Blattkrone nach dem Winter erfroren ist, bildet der Grasbaum häufig bereits im Frühjahr wieder eine neue ansehnliche Krone.

    HABITUS

    Rhizom / Wurzelsystem
    Xanthorrhoea entwickeln ein fein-ausgebildetes, flaches, weitreichendes Wurzelwerk, um auch während längerer Dürrephasen noch Wasser aufnehmen zu können.
    Wuchsform
    Xanthorrhoea bilden im Laufe vieler Jahre einen verholzenden, i.d.R. solitären Stamm. Manche Arten (wie z.B. beim Xanthorrhoea glauca) neigen zu Verzweigungen. Auch Stammschäden führen häufig zu Verzweigungen. Bei einigen wenigen Arten befindet sich der Stamm (und der Vegetationspunkt) unter der Erde, wo er besser vor Buschfeuern geschützt ist.
    Der Stamm besteht innen aus Fasermaterial und aussen aus alten Blattbasen, die von Naturharz zusammengehalten werden. Grasbäume haben – für Monokotylen untypisch – ein gewisses sekundäres Dickenwachstum.
    Viele, aber nicht alle Arten können Buschbrände überstehen. Hierbei schmilzt das Naturharz (Akaroidharz), fließt am Stamm herunter, verklebt dabei die Blattbasen und härtet dann wie Kerzenwachs am Stamm aus. So schützt der Baum das tief im Stamm verborgene Spitzenmeristem (Wachstumszentrum) bei Buschbränden. Sein Stamm ist durch den Ruß der Brände oftmals schwarz gefärbt (daher der englische Trivialname ‚Blackboy‘). Nach einem Buschbrand ist das sekundäre Dickenwachstum des Stamms meist dauerhaft stark eingeschränkt. Heisst: Grasbäume, die bereits in jungen Jahren einem Buschbrand ausgesetzt waren, haben i.d.R. auch einen dünneren Stamm.
    Der botanische Gattungsname ‚Xanthorrhoea‘ leitet sich i.ü. vom griechischen ‚xanthos‘ für ‚gelb‘ und ‚rhoe‘ für ‚fließen‘ ab und bezieht sich auf das Harz. Gleichwohl kann das Harz bei bestimmten Arten auch rötlich oder bräunlich sein. Das Harz wird von den Aborigines gerne als Klebstoff verwendet.
    Blätter
    Xanthorrhoea sind immergrüne, sukkulente, xerophyte (also extrem trockenheitsgewohnte) Pflanzen. Sie bilden pro Tag etwa 1-3 grashalm-artige Blätter, die je nach Art unterschiedlich dick, z.T. sehr lang und etwa 2-3 Jahre alt werden können. Die Blätter sind je nach Art grün bis blau-grün. Abgestorbene Blätter werden nicht abgeworfen, sondern hängen oft wie ein Rock vertrocknet am Stamm herunter und schützen den Baum so vor Verdunstung. Der ‚Rock‘ ist leicht entflammbar und ein beliebter Lebensraum für australische Säugetiere.
    Manche Grasbäume haben über die Jahre derart viel abgestorbenes Blattmaterial am Stamm herunterhängen, dass sie unter der eigenen Last zusammenzubrechen drohen. Buschbrände sind hier gelegentlich die letzte Rettung, um das alte Blattmaterial ‚loszuwerden‘.
    Um sich gegen Fressfeinde zu schützen, sondern die Blätter Gift mit betäubender Wirkung ab.
    Blüten
    Die meisten Xanthorrhoea zählen zu den Feuerkeimern bzw. Pyrophyten, die insbesondere nach Buschbränden häufig Blütenstände bilden. Nach einem Buschbrand ist der Boden durch die Asche sehr nährstoffreich und die Grasbaum-Keimlinge haben dann wenig pflanzliche Konkurrenz – also ideale Wachstumsbedingungen.
    Xanthorrhoea bilden ihren 1. Blütenstand frühestens im Alter von 5 Jahren. Nach der 1. Blüte blühen sie dann recht verlässlich Jahr für Jahr. Die Blütenstände können bis zu 10cm pro Tag wachsen. An den langen, aufrechten (bzw. gelegentlich auch gebogenen) Blütenstanden bilden sich dann viele kleine, zwittrige Blüten. Die Blütezeit variiert zeitlich je nach Art. Manche Arten blühen auch mehrmals pro Saison. Der Blütenstand wird von den Aborigines gerne als Speer genutzt. Und der Nektar der Blüten wird gelegentlich als süßes, alkoholisches Getränk zubereitet.
    Nach der Blüte ruht der Baum über Monate oder gar Jahre. In der Zeit werden keine neuen Blätter gebildet. Auch eine zusätzliche Bewässerung oder Düngung hilft hier nicht. Möchte man das Wachstum fördern, sollten Blütenstände daher bereits bei Bildung abgeschnitten werden.
    Früchte
    Xanthorrhoea bilden Kapselfrüchte mit jeweils etwa 3-6 Samen. Jeder Blütenstand kann bis zu 10.000 Samen produzieren. Die Samen bleiben etwa bis zu 5 Jahre keimfähig.