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Trachycarpus fortunei: Heizkosten + CO2-Bilanz Chinesische Hanfpalme

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    Ausgepflanzte Palmen werden aus Klimaschutz-Aspekten kritisch beäugt. Wie hoch sind die winterlichen Heizkosten + wie fällt die CO2-Bilanz aus?

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    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
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    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Umhausung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
    Hanfpalme - Verpackung
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    Ökologischer Fußabdruck des Exotengärtners

    Natur- + Klimaschutz sind in aller Munde. Gut so. Das Thema ist so wichtig!
    Auch als Exotengärtner muss man sich hier durchaus einige Fragen gefallen lassen. Neben dem Thema ‚Artenschutz‘ wird insbesondere das winterliche Beheizen ausgepflanzter Exoten häufig kritisiert.
    Am Beispiel einer seit 7.5 Jahren bei mir ausgepflanzten Hanfpalme (mit inzwischen knapp 2m Stammhöhe) möchte ich der Frage nachgehen: wie groß ist der ökologische Fussabdruck durch den Winterschutz wirklich?

    Energie-Kosten + CO2-Bilanz ausgepflanzter Hanfpalmen

    Für den Winterschutz meiner Hanfpalmen nutze ich Heizkabel mit 16W pro 1m Kabel. Diese werden nur handwarm und stellen so keine Brand- oder Überhitzungsgefahr für die Palme dar. Trotzdem reichen sie für den Winterschutz einer Hanfpalme i.d.R. völlig aus.
    Wieviel Meter Heizkabel benötigt man für eine Hanfpalme in etwa?
    Ich kalkuliere folgendermaßen:

    • Wurzelbereich: 4m
    • Stammbereich: Stammumfang (in m) x Stammhöhe (in m) / 0.2m
    • Kronenbereich: 2m

     
    Heißt ganz grob:
    bei einer Hanfpalme mit 1m Stammhöhe benötigt man etwa ein 10m Heizkabel (mit 160W) und bei 2m Stammhöhe ein 14m Heizkabel (mit 224W).
    Eine Trachycarpus fortunei muss im Winter i.d.R. nur bei Temperaturen unter -10°C, also an Strengfrosttagen, beheizt werden. Zur Kalkulation des Energiebedarfs setze ich 8h Beheizung pro Strengfrosttag an. Dahinter stecken 2 Überlegungen: oftmals ist es an Strengfrosttagen nur ein paar Stunden nachts bis in die frühen Morgenstunden so kalt, dass beheizt werden muss. Außerdem pulsiert die Beheizung ja durch das Thermostat: ab Einschalttemperatur wird beheizt, bis die Ausschalttemperatur erreicht ist. Und dann wird erst wieder beheizt, wenn die Einschalttemperatur des Thermostats wieder erreicht wird.
    Für das Umrechnen des Energieverbrauchs in Energiekosten und freigesetztes CO2 habe ich angesetzt:

    • 1kWh Energieverbrauch = 0.32 € Energiekosten
    • 1kWh Energieverbrauch = 0.37kg freigesetztes CO2

     
    Für die CO2-Bindung einer Hanfpalme habe ich angesetzt:

    • 1.0m3 Stammvolumen = 0.5m3 Holzvolumen
    • 1.0m3 Holzvolumen = 500kg Trockengewicht
    • 1kg Trockengewicht = 0.5kg Kohlenstoff
    • 1kg Kohlenstoff = 3.67kg gebundenes CO2

     
    Dabei sollte man berücksichtigen: damit das in Bäumen gebundene CO2 mit dem Ableben nicht wieder freigesetzt wird, sollte man den Baum anschließend nicht verbrennen, sondern verrotten lassen, wodurch der Baum (zumindest in Teilen) zu Humus zersetzt wird, in dem das CO2 langfristig gebunden ist.
    Nachfolgend habe ich das Ganze entsprechend für meine standortälteste Hanfpalme mal durchkalkuliert.

    Saison CO2-Bindung CO2-Freisetzung
    Stamm-Höhe Stamm-Umfang Holz-Volumen Trocken-Gewicht gebundenes CO2 Heizkabel-Länge (Watt) Strengfrost-Tage Energie-Verbrauch Energie-Kosten freiges. CO2
    2014/15 52cm 50cm 0.005m3 2kg 4kg 8m
    (128W)
    2 2kWh 0.6€ 0.7kg
    2015/16 61cm 61cm 0.009m3 4kg 7kg 8m
    (128W)
    2 2kWh 0.6€ 0.7kg
    2016/17 87cm 80cm 0.022m3 11kg 20kg 10m
    (160W)
    10 13kWh 4.2€ 4.8kg
    2017/18 105cm 83cm 0.028m3 14kg 26kg 10m
    (160W)
    6 8kWh 2.6€ 3.0kg
    2018/19 140cm 83cm 0.038m3 19kg 35kg 12m
    (192W)
    1 2kWh 0.6€ 0.7kg
    2019/20 170cm 83cm 0.046m3 23kg 42kg 14m
    (224W)
    2020/21 185cm 83cm 0.050m3 25kg 46kg 14m
    (224W)
    10 18kWh 5.6€ 6.7kg
    BILANZ +133cm +33cm +0.045m3 +23kg +42kg 31 45kWh 14.2€ 16.6kg

    FAZIT: ausgepflanzte Palmen mit positiver CO2-Bilanz

    Die Heizkosten für meine Hanfpalme belaufen sich. auf Basis meiner Annahmen im Schnitt auf etwa 2€ pro Winter. In der recht frostigen Wintersaison 2023/24 habe ich i.ü. den real anfallenden Energieverbrauch für meinen Exotengarten erhoben. Ich denke, diese belegen, dass ich mit meinen Energieverbrauchs-Annahmen nicht ganz falsch liege.
    Die Beheizung hat über die 7 Winter knapp 17kg CO2 freigesetzt.
    Die Palme hat in der Zeit eine Holzmasse aufgebaut, die etwa 42kg CO2 gebunden hat.
    Die CO2-Bilanz ist also deutlich positiv.
    Und was den Energieverbrauch betrifft, ein kleiner Vergleich:
    Ein BMW i3 frisst auf 100km grob 15kWh. Das entspricht in etwa der ganzjährigen Heizenergie für meine Hanfpalme im strengen Winter 2020/21. Heißt: 1x mit dem Auto zum Shoppen in die nächstgrößere Stadt fahren ist etwa so energieaufwändig wie der ganzjährige Winterschutz für 1 große Hanfpalme.
    Ich will hier nichts schön reden. Grundsätzlich sollte man immer darauf aus sein, seinen Energieverbrauch der Umwelt zuliebe auf das Notwendige zu reduzieren. Und eine einheimische Bepflanzung ist aus Klimasicht sicher die bessere Wahl.
    Aber:
    Auch eine ausgepflanzte Hanfpalme liefert trotz winterlicher Beheizung einen positiven CO2-Beitrag. Schämen muss man sich als Palmengärtner bei den Zahlen also sicher nicht…