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Vermehrung von Pflanzen Exotengarten-KnowHow

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    Die Vermehrung von Pflanzen reizt auch viele Hobbygärtner. Neben Zeit + Geduld ist hier vorallem Fachwissen gefragt.

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    Vegetative Vermehrung

    Vegetative Vermehrung ist die ungeschlechtliche Vermehrungsform durch Bewurzelung von Teilen der Mutterpflanze. Hierbei ist die neue Pflanze ein Klon der Mutterpflanze, hat also die gleichen Erbgutinformationen wie die Mutterpflanze, weshalb Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge oftmals übertragen werden.
    Es gibt folgende Vermehrungs-Arten:
    Art Beschreibung
    Ableger / Ausläufer Mutterpflanze bildet lange ober- oder unterirdische Ausläufer, an denen sich Wurzeln bilden (z.B. bei der Erdbeere)
    Abmoosen ein Ast wird ca. bis zur Hälfte eingeschnitten, mit einem in den Spalt geklemmten unverrottbaren Gegenstand (Plastikstück oder flacher Stein) wird dieser dauerhaft offen gehalten und um den Schnitt wird Torfmoos (Sphagnum) mit einer Plastikfolie fixiert, um darin Wurzeln zu bilden
    Absenker Sprossteile, die mit einem geeigneten Substrat dauerhaft in Kontakt kommen oder gebracht werden (z.B. durch Beschwerung mit Steinen) und an dieser Kontaktstelle Wurzeln bilden
    Anhäufeln alle Triebe an der Basis werden zwischen Mai und Juni angehäufelt, so dass sie 20 bis 30cm hoch bedeckt sind. Im Spätherbst werden die bewurzelten Triebe tief abgeschnitten und im Frühjahr ausgepflanzt (z.B. bei der Haselnuss)
    Bulben (Stängel, Achsel) kleine weiße Zwiebeln oberhalb der Wurzeln am Stängelgrund oder in den Blattachseln, die Wurzeln bilden und dann eigenständig abfallen
    Gewebekultur ein Klon, der aus einem Explantat (pflanzliches Gewebe) erzeugt wird
    Kindeln eine i.d.R. vollständige kleine Pflanze (mit Blatt, Sprossachse und Wurzeln), die zunächst an der Mutterpflanze wächst (z.B. bei Bananen)
    Knollenbildung Pflanzenknollen (wie z.B. Kartoffeln) sind unterirdische, fleischige Organe, die den Pflanzen zur Speicherung von Reservestoffen dienen
    Schuppenvermehrung Abtrennen von Schuppen an den Zwiebeln der Mutterpflanze
    Steckling Sprossteil, der in ein geeignetes Substrat gesteckt wird, damit er eigene Wurzeln schlägt; bei Blatt-Stecklingen äußeres Blatt mit langem Stiel abschneiden und mit Stiel schräg in die Erde stecken
    Teilung (Rhizom, Stock) Teilung der Sprossachse in mehrere Stücke, aus deren Trieben oder Knospen wieder ganze Pflanzen wachsen können
    Veredelung Transplantation eines Pflanzenteiles auf eine andere Pflanze (nur bei verholzenden Pflanzen möglich, typischerweise Rosen- und Obstsorten)

    Generative Vermehrung

    Generative Vermehrung ist die geschlechtliche Vermehrungsform über Samen. Hierbei kommt es in aller Regel zu genetischen Veränderungen ggü. der Mutterpflanze. Die wohlschmeckenden Früchte der Mutterpflanze sind also keine Garantie, dass dann deren generative Nachkommen auch wohlschmeckende Früchte haben. Auch Selbstbestäubung – sogenannte Autogamie – führt nur zu nahe verwandten Lebewesen, die aber ebenfalls nicht identisch sind. Pflanzenkrankheiten werden i.d.R. nicht übertragen.
    Keimruhe (Dormanz)
    Dormanz ist ein Ruhezustand bzw. eine Entwicklungsverzögerung von Pflanzen und kann sich auf Samen und Knospen erstrecken.
    Samen- bzw. Keimruhe verhindert das vorzeitige Keimen unter ungünstigen Umweltbedingungen. Keimruhe ist bei Wildpflanzen der Regelfall. Bei landwirtschaftlich optimierten Kulturpflanzen wurde diese Eigenschaft im Regelfall weggezüchtet.
    Keimbedingungen
    Die Keimruhe wird unterbrochen, wenn bestimmte Keimbedingungen erfüllt sind, die optimale Startbedingungen zum Wachsen gewährleisten. Die Keimbedingungen sind von Pflanze zu Pflanze verschieden und oftmals stark an die Gegebenheiten am Naturstandort gebunden:
    Keimbedingung Beschreibung
    Abrieb (Abrasion) Samen ist in der Natur oftmals Stürmen, Erdbewegungen oder auch wilden Bachläufen ausgesetzt. Hierbei wird die Samenschale Stück für Stück durch Steine, Sand, ec. mechanisch abgerieben und damit durchlässiger für Sauerstoff und Wasser.
    Feuchtigkeit Insbesondere bei Wüstenpflanzen wird das Keimen über Feuchtigkeit aktiviert. Feuchtigkeit lässt Samen quellen, wäscht ggf. Hemmstoffe aus und aktiviert für das Keimen erforderliche Enzyme. Manche Samen müssen erst austrocknen, um zu keimen.
    Feuer Insbesondere viele Pflanzen aus dem australischen Busch sind erst durch einen Buschbrand keimfähig.
    Licht Es gibt Licht- und Dnkelkeimer. Bei Dunkelkeimern wirkt Licht keimhemmend.
    Säure Beim Verzehr von Früchten durch Tiere bereiten Verdauungssäfte die Samenschale auf ihre Keimung vor. Die hartschaligen Samen werden daraufhin i.d.R. wieder ausgeschieden. Der mitausgeschiedene Kot dient dem Keimling häufig als Dünger.
    Sauerstoff Samen benötigen zur Energiegewinnung Sauerstoff. Wird Samen in zu feuchte oder stark komprimierte Erde gesetzt, bekommt er zu wenig Sauerstoff zum Keimen.
    Temperatur Jede Pflanzenart hat einen bestimmten Temperaturbereich, in dem ihr Samen keimt. Insbesondere der Samen spät-blühender / -fruchtender Pflanzen muss zunächst tiefen Temperaturen ausgesetzt werden, um zu keimen. Dies stellt in der Natur sicher, dass der Samen erst nach dem Winter keimt.
    Stratifikation
    Stratifikation ist die (künstliche) Anregung von Samen zur Keimung, bei der man versucht, die natürlichen Keimbedingungen einer bestimmten Pflanze bestmöglich nachzubilden.
    Es gibt folgende Stratifizierungs-Methoden:
    Methode Beschreibung
    Feuer-Stratifikation Ankokeln der Samenhülle mit Feuerzeug / Streichhölzern oder Gießen der Samen mit kochendem Wasser; anschließend Übernachtung in lauwarmem Wasser
    Kälte-Stratifikation Lagern des Samens im Kühlschrank
    Licht-Stratifikation Samen von Lichtkeimern nicht mit Erde bedecken
    Scarifikation Abrieb mit Sandpapier oder kräftiges Schütteln von Samenkernen in einer mit scharfem Sand (Baustoff-Sand) gefüllten Dose
    Anzucht
    Der Samen sollte penibel von Fruchtfleischresten befreit werden, da andernfalls Schimmelbildung droht. Die Aussaat erfolgt idealerweise in einem mit Aussaaterde oder Kokohum gefüllten lichtdurchlässigen, verschließbaren Gefäß. Der Samen wird ca. 1-2cm in den Boden gedrückt, bei Lichtkeimern sollte der Samen leicht angedrückt auf dem Substrat liegen. Das Substrat sollte bei Keimtemperatur der jeweiligen Pflanze ständig feucht gehalten werden. Frischer Samen keimt i.d.R. relativ zeitig, bei älterem / getrocknetem Samen kann es sehr lange dauern. Mit Bildung der ersten Blätter kann die geschützte Auspflanzung erfolgen.