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Winterschutz von Exoten: Beheizung Exotengarten-KnowHow

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    Wer exotische Pflanzen dauerhaft im Garten kultiviert, kommt bei uns nicht um eine Beheizung herum. Worauf es ankommt…

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    Motivation

    Vielfach herrscht die Meinung vor, dass man Pflanzen im Winter mit etwas Mulch und einer Vlieshaube ausreichend schützen kann.
    Das ist leider so nicht richtig. Da Pflanzen im Gegensatz zu uns Menschen keine Warmblüter sind, erzeugen sie keine Eigenwärme. Passiver Schutz (mit Mulch, Vlieshaube o.ä.) kann daher das Eindringen des Frostes zwar verzögern, aber dauerhaft nicht verhindern. Ist es längere Zeit sehr frostig, kommt man daher insbesondere bei frostempfindlichen exotischen Pflanzen um eine Beheizung nicht herum.

    Heizquellen

    Als Heizquelle für Pflanzen eignen sich z.B. Heizlüfter, Heizkabel, Lichterketten oder Kerzen.
    Bei elektrischen Geräte ist unbedingt darauf zu achten, dass diese entweder selber nässegeschützt (idealerweise IP5x oder besser) ausgeführt sind, nässegeschützt eingepackt werden (z.B. mit einer Kabeldose oder einer Plastiktüte) oder nässegeschützt (z.B. im Schutzbau) platziert werden.
    Heizlüfter
    Heizlüfter haben den Vorteil, dass sie i.d.R. sehr leistungsstark sind und so auch bei rapidem Temperaturabfall verlässlich für stabile Temperaturen sorgen können.
    Um eine Pflanze mit einem Heizlüfter zu beheizen, muss man diese jedoch aufwändig großflächig mit einem Zelt oder einem Gestell umbauen.
    Geeignete Heizlüfter liefern etwa zwischen 500W (z.B. KH 500 von Einhell) und 2.000W (z.B. Palma von BioGreen).
    Heizlüfter sollte man mit entsprechendem Abstand zu leicht entflammbaren Teilen platzieren.
    Sinnvoll ist der Einsatz von Heizlüftern mit Umkippschutz, also Heizlüftern, die zur Sicherheit automatisch abschalten, wenn sie (z.B. durch Wind) umkippen.
    Heizkabel
    Heizkabel werden i.d.R. direkt um die Pflanze gewickelt und sollten aus diesem Grund maximal handwarm werden. Hierzu gibt es spezielle Pflanzen-Heizkabel in nahezu beliebigen Längen, die entsprechend schwach dimensioniert sind (mit etwa bis zu 15W/m). Über die Kabellänge kann man die Heizleistung entsprechend variieren. Alternativ bieten sich i.ü. auch Dachrinnen-Heizkabel an (siehe: Winterschutz von Exoten: Heizkabel).
    Heizkabel eignen sich wunderbar bei Pflanzen, die man im Winter einfach nur dick einpacken will. Da Pflanzen-Heizkabel relativ leistungsschwach sind, sollte man diese allerdings frühzeitig einschalten, da sie andernfalls bei rapiden Temperaturstürzen ggf. nicht schnell genug entgegen wirken können.

    Es gibt i.ü. auch Heizkabel mit einem fest integriertem Thermostat. Die Thermostate schalten aber meist schon bei etwa +3°C ein und erst bei etwa +10°C wieder aus. Das ist für die meisten exotischen Pflanzen viel zu früh. Von daher muss man diesen i.d.R. ein 2. individuell einstellbares Thermostat vorschalten.
    Lichterketten / Glühbirnen
    Glühbirnen eignen sich gut zum Beheizen von Pflanzen. Das liegt daran, dass Glühbirnen einen extrem schlechten Wirkungsgrad haben. Nur etwa 5% der zugeführten Energie wird in Licht umgewandelt, aber 95% geht als Abwärme ‚verloren‘. Heißt anders herum: als Heizquelle hat eine Glühbirne einen sehr guten Wirkungsgrad. Eine 60W-Glühbirne liefert etwa 57W Heizleistung.
    LED-Lampen haben dagegen einen Wirkungsgrad von etwa 40%. Sie sind entsprechend so schwach dimensioniert, dass sie kaum warm werden und als Heizquelle ausscheiden.
    Früher bestanden Lichterketten aus einer Vielzahl kleiner Glühbirnen. Diese ‚alten‘ Lichterketten sind zur Beheizung von Pflanzen gut geeignet, da man eine Lichterkette wunderbar um eine Pflanze wickeln kann. Ein schöner Nebeneffekt bei einer Beheizung mit Lichterkette: leuchtet die Lichterkette, so weiß man sicher, dass die Pflanze auch beheizt wird. Leider kann man solche Glühbirnen-Lichterketten heute im Handel kaum mehr bekommen. Heutige Lichterketten sind fast ausschließlich zur Beheizung unbrauchbare LED-Lichterketten.

    Kerzen
    Wer auf eine strombetriebene Beheizung verzichten möchte, kann auch auf Kerzen zurückgreifen.
    Sinnvoll ist hier die Verwendung von Grabkerzen. Mit ihrem kleinen Dach sind sie gut gegen Wind und Regen geschützt. Eine normale Grabkerze liefert etwa eine Heizleistung von 40W, brennt ca. 2 Tage (50h) und kostet ungefähr 1.50€.
    Kleiner Exkurs: eine Grabkerze liefert also für 1.50€ etwa 2kWh und ist damit – was das Heizen betrifft – fast doppelt so teuer wie Strom aus der Steckdose (Maximum: 0.4€/kWh während der Energiekrise).
    Kerzen sollte man gut gegen Umkippen schützen und unbedingt entfernt von entflammbaren Teilen platzieren.
    Kleiner Nachteil: Kerzen lassen sich im Gegensatz zu elektrischen Heizquellen nicht automatisch steuern. So kann es im Schutzbau auch mal sehr warm werden. Das ist für in Winterruhe befindliche Pflanzen eher ungünstig.

    Steuerung über Thermostate

    Um die Heizquelle automatisch temperaturabhängig zu schalten, ist der Einsatz eines vorgeschalteten Thermostats zu empfehlen. Für extreme Minusgrade bietet sich hierzu z.B. das beliebte UT-200 / UT-300 oder auch das sehr gute ITC-308 (von Inkbird) an. Ich persönlich nutze die WIFI-Variante des ITC-308 und bin damit sehr zufrieden. Über eine App kann man das Thermostat aus der Ferne einstellen (z.B. Ein- und Ausschalttemperatur) und sich die aktuelle Temperatur anzeigen lassen.

    Auslegung der Beheizung

    Für die Auslegung der Heizleistung spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

    • Frostempfindlichkeit der Pflanze
    • Größe des zu beheizenden Raumes
    • Isolierung des zu beheizenden Raumes
    • zu erwartende Tiefsttemperaturen

     
    Leider gibt es hier keine einfache Formel zur Dimensionierung. Da hilft nur ‚Trial + Error‘. Grundsätzlich ist eine leichte Überdimensionierung der Heizleistung aber ratsam, um z.B. auch bei Extremwetter gerüstet zu sein. Regelt man die Beheizung über Thermostate, so kostet einen die Überdimensionierung ja nicht mehr Strom.

    Verbrauch / Kosten

    ‚Dank‘ des Klimawandels werden unsere Winter sukzessive milder. Die letzten 10 Winter hatte es bei uns etwas außerhalb von München maximal 10 Strengfrosttage pro Jahr (vgl.: Mein Exotengarten: chronologische Klimadaten). Da hält sich der Stromverbrauch doch in Grenzen.
    Meine größten Trachycarpus fortunei (Stammhöhe > 2m) beheize ich mit einem 14m langen 224W-Heizkabel. Die letzten Jahre habe ich je Palme im Schnitt unter 7kWh pro Winter (vgl.: Trachycarpus fortunei: Heizkosten + CO2-Bilanz) verbraucht. Selbst in Zeiten der Energiekrise und extrem hoher Strompreise macht das nicht mal 3€.
    Trotzdem macht es natürlich auch aus Umweltschutzgründen Sinn, die Heizleistung zu minimieren. Wesentliche Hebel hierzu sind:

     

    Fazit

    Bei der winterlichen Beheizung von Gartenpflanzen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Um Energieverbrauch und Kosten für die Beheizung zu minimieren, ist die optimale Auslegung des Winterschutzes maßgeblich.