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Gefahren im Winter Exotengarten-KnowHow

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    Kein Gärtner hat im Winter soviel zu tun wie der Exotengärtner. Welche Gefahren im Winter lauern…

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    Winterschutz
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    Unsere langen, frostigen und feuchten Winter stellen für dauerhaft ausgepflanzte exotische Pflanzen eine große Herausforderung dar. In dieser Jahreszeit werden die Pflanzen mit Kultur-Bedingungen konfrontiert, die sie von ihrem Natur-Standort nicht gewohnt sind. Um zu überleben, brauchen sie Winterschutz. Anders können sie bei uns auf Dauer nicht überleben.
    Das winterliche Risiko von Exoten wird grundsätzlich durch 3 Faktoren bestimmt:

    • Die Pflanze mit ihren spezifischen Bedürfnissen
    • Der Standort mit seinen spezifischen Gegebenheiten
    • Der Gärtner, der das Delta zwischen Bedürfnissen + Gegebenheiten mit entsprechenden Winterschutz-Maßnahmen bestmöglich schließen muss

     

    Die Pflanze

    Art und Sorte
    Der einfachste und sicherste Weg, winterliche Risiken für Pflanzen zu minimieren, liegt in der richtigen Pflanzenwahl.
    Exotische Pflanzen sind an ihrem Naturstandort andere Bedingungen gewohnt, als sie sie bei uns vorfinden. Manche exotischen Pflanzen liegen von ihren Bedürfnissen her so weit von unseren Gegebenheiten weg, dass eine dauerhafte Auspflanzung nicht oder nur mit ganz erheblichen Anstrengungen funktioniert.
    Im Winter besonders gefährdet sind immergrüne Flachwurzler, was auf den Großteil der Exoten zutrifft. Immergrüne Pflanzen verdunsten auch im Winter immer etwas Wasser, insbesondere, wenn die Sonne scheint bzw. die Temperaturen im Winter kurzfristig steigen. Hat es in der Zeit Bodenfrost (z.B. in Folge von Dauerfrostphasen), können die Wurzeln die Pflanze nicht mehr mit Wasser versorgen. Bei Flachwurzlern reicht hier schon leichter Bodenfrost. Es kommt zu Frosttrocknis. Die Pflanzen verdursten im Winter.
    Um die winterlichen Gefahren im Rahmen zu halten, sollte man daher nach möglichst winterharten Exoten (siehe auch: Der Exoten-Konfigurator: winterharte Exoten für Deinen Garten) Ausschau halten, also solchen, die gut frosthart und nässeverträglich sind. Selbst innerhalb einer Pflanzen-Art gibt es hierbei oftmals Sorten, die mit geringfügig höherer Frosthärte und Nässeverträglichkeit den Winterschutz gleich erheblich vereinfachen können.
    Zustand
    Neben der Pflanzenwahl hat auch der Zustand der Pflanze großen Einfluss auf das winterliche Risiko. Besonders gefährdet sind:

    • Neu gepflanzte Pflanzen, die noch nicht ausreichend tief verwurzelt sind
    • Jungpflanzen, wo die Triebe / Zweige noch nicht kräftig genug sind
    • Kranke / geschwächte Pflanzen, die nicht genug Kraft haben, dem Winter zu trotzen
    • Zu spät gepflanzte Pflanzen, die sich nicht ausreichend auf den Winter vorbereiten konnten (z.B. durch Einlagerung von Zucker und Entwässerung der Triebe)

     
    Für all diese Pflanzen gilt, dass man sie im Winter ganz besonders gut schützen muss.

    Der Standort

    Makro-Klima
    Das Klima am Natur-Standort exotischer Pflanzen weicht mehr oder weniger stark von unserem ab. Bei uns treten nicht nur stärkere Fröste auf, sondern unsere Winter sind auch länger, die Tageserwärmungen sind geringer, es kommt häufiger zu Dauerfrostphasen und – ganz wichtig – unsere Winter sind meist feuchter, was vielen Exoten besonders zusetzt.
    Das Makro-Klima ist selbst innerhalb Deutschlands derart unterschiedlich, dass Exoten in manchen Gegenden Deutschlands quasi ohne Winterschutz auskommen, während man sie in anderen Gegenden trotz Schutz nur schwerlich über den Winter bekommt. Bei der Pflanzenauswahl sollte man vorallem das winterliche Klima am eigenen Standort immer vor Augen haben, will man die winterlichen Risiken minimieren.
    Mikro-Klima
    Um einer Pflanze ein ideales Mikro-Klima zu bieten, ist der einfachste Weg die Wahl eines geeigneten Pflanz-Standortes im Garten. In jedem Garten gibt es sonnige und eher schattige Stellen, windgeschützte und eher zugige, feuchte und weniger feuchte. Pflanzen am ‚falschen‘ Standort wachsen nicht nur langsamer und fruchten schlechter, sondern sie können im Winter auch schneller vergammeln und erfrieren. Die Wahl eines geeigneten Standortes ist daher immens wichtig.
    Das Mikro-Klima lässt sich dann weiter optimieren, indem man die Pflanze z.B. unter eine Überdachung oder eine größere Pflanze oder auch vor eine Mauer oder einen Zaun setzt.
    Wetter
    Jeder Winter erzählt seine eigene Geschichte. Und jeder Winter stellt einen vor besondere Herausforderungen:

    • Starkfrost kann zum Absterben einzelner Pflanzenteile oder der ganzen Pflanze führen
    • Dauerfrost kann zu tiefem Bodenfrost (siehe auch: Gefahren durch Bodenfrost) führen, der Frosttrocknis und das Absterben der Wurzeln bis zum Absterben der Pflanze zur Folge haben kann
    • Kahlfrost / Barfrost entsteht in Folge von unbedeckten Böden und kann ebenfalls zu starkem Bodenfrost führen
    • Strahlungskälte entsteht bei geschlossener Schneedecke + wolkenlosem Himmel und kann oberhalb der Schneedecke zu besonders starken Frösten führen
    • Spätfrost erhöht vorallem das Risiko von Rindenplatzern und Ernteausfall

     

    Bodenverhältnisse
    Die meisten Exoten benötigen einen eher durchlässigen Boden, da sie mit feuchtem Boden bzw. Staunässe nicht gut zurecht kommen. Im schlimmsten Fall können die Wurzeln der Pflanze bei zu feuchtem Boden vergammeln.
    Bei zu schwerem Boden empfiehlt sich daher eine Bodenaufbereitung. Dazu wird der Boden möglichst großflächig + tief durch mit grobem Kies + Sand angereichertes durchlässiges Substrat ersetzt. Über ein zusätzliches Drainagerohr wird der Effekt noch verstärkt.
    Häufig sitzt die Pflanze beim Kauf in einem nicht optimalen Substrat. In dem Fall sollte man auch dieses austauschen.

    Der Gärtner

    Vorbereitung
    Winterliche Risiken lassen sich durch geeignete Maßnahmen bereits vor dem Winter minimieren.
     
    Erhöhung Frosthärte
    Pflanzen sorgen per Zuckereinlagerung dafür, dass ihre Pflanzensäfte bei Frost möglichst nicht gefrieren und die Versorgung der unterschiedlichen Pflanzenteile so auch im Winter sichergestellt ist. Zucker ist also das Frostschutzmittel der Pflanzen. Zucker entsteht durch Photosynthese. Eine große Blattmasse bedeutet hierbei hohe Zuckereinlagerung.
    Desweiteren ist wichtig, dass Stamm, Zweige und Triebe vor dem Winter gut verholzen. Kalium sorgt für ein stärkeres Verholzen von Pflanzentrieben.
    Für frostkritische Exoten gilt daher:

    • kein Rückschnitt zwischen Mai und September (für maximale Blattmasse)
    • stickstoffbetonte Düngung bis Ende August (für maximale Blattmasse)
    • kaliumbetonte Düngung ca. alle 4 Wochen ab September bis zum 1. Frost (zur besseren Verholzung von Stamm, Zweigen und Trieben)

     
    Minimierung Frosttrocknis-Risiko
    Zur Minimierung des Frosttrocknis-Risikos gibt es verschiedene Vorkehrungen:

    • Reduzierung der Blattmasse vor dem 1. Frost (um Wasserverdunstung zu minimieren)
    • Abschatten der Pflanze an sonnigen Tagen (um Wasserverdunstung zu minimieren)
    • Wurzelschutz (um Bodenfrost zu reduzieren)

     
    Pilz-Profilaxe
    Pilze fühlen sich in feucht-warmem Klima wohl. Die Pilzgefahr ist daher besonders hoch bei immergrünen Pflanzen, die im Winter aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit gut verpackt beheizt werden müssen.
    Um einem Pilz-Befall vozubeugen, empfiehlt sich ab Anfang Oktober etwa alle 4 Wochen die profilaktische Behandlung der Blätter mit einem Breitband-Fungizid.

    Anforderungen an Schutzmaßnahmen
    Zunächst: es gibt nicht das Patentrezept, wie man Pflanzen im Winter schützen sollte. Jede Pflanze hat ihre spezifischen winterlichen Kulturanforderungen (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Kulturanforderungen), die man bestmöglich mit den Schutzmaßnahmen bedienen sollte. Hierbei ist zwingend darauf zu achten, dass im Schutzbau durch Verwendung geeigneter Materialien (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Schutzmaterialien) ein für die Pflanze geeignetes Mikroklima herrscht. Ist das Verhältnis aus Temperatur, Luftfeuchte und Licht unpassend, so kann es z.B. zu Blattwurf oder Schimmelbildung kommen.
    Die Schutzmaßnahmen sollten grundsätzlich folgende Kriterien erfüllen:

    • maximale Isolation gegen Kälte bzw. Nässe
    • Lichtdurchlässigkeit (bei immergrünen Pflanzen)
    • Atmungsaktivität (gegen Schwitzwasser) oder gute Belüftungsmöglichkeit
    • schnelle Auf- + Abbau-Möglichkeiten
    • Robustheit gegen Wind und Schnee
    • Hitzebeständigkeit bei Beheizung
    • Erweiterbarkeit (so dass der Bau über die Jahre mit der Pflanze ‚mitwachsen‘ kann)
    Frostschutz
    Als Frostschutz kann man Pflanzen entweder umhausen oder dick verpacken (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Konzepte).
    Da das Mikro-Klima im Schutzbau auch durch das Außen-Klima stark beeinflußt wird, sollte man einen möglichst flexiblen Schutz anvisieren, den man je nach Außen-Klima schnell schließen und wieder öffnen bzw. teil-abbauen kann.
    Liegen Pflanzenteile (z.B. die Blätter) direkt an der Außenhaut des Schutzbaus an, so sollte man zwingend eine 2. Außenhaut (z.B. eine 2. Vlieshaube) verwenden. Andernfalls entstehen an den Kontaktstellen Kältebrücken, die die betroffenen Pflanzenteile massiv schädigen können.
    Ganz wichtig: ein Winterschutz ohne Beheizung kann kurzfristige Frostspitzen zwar abfedern, kann das Eindringen des Frostes in den Schutzbau also etwas verzögern, aber auf Dauer nicht verhindern (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Passivschutz). I.d.R. benötigt man daher bei einem Frostschutz immer eine Beheizung, typischerweise mittels Heizkabel oder Heizlüfter (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Heizkabel). Um das Ein- und Ausschalten der Beheizung zu automatisieren, empfiehlt sich auf alle Fälle ein geeignetes Thermostat (siehe auch: Winterschutz von Exoten: Temperaturmessung).
    Nässeschutz
    Exoten benötigen oberirdischen und unterirdischen Nässeschutz (siehe auch: Nässeschutz von Exoten).
    Beim oberirdischen Nässeschutz will man vorallem verhindern, dass es durch zu hohe Feuchtigkeit zu Pilzbildung oder zum Vergammeln einzelner Pflanzenteile (Stamm, Zweige) kommt. Je nach Nässeempfindlichkeit der Pflanze reicht dazu ein einfaches Dach oder aber eine Umhausung, mit der man auch den seitlichen Nässeeintrag minimieren will.
    Pilze bilden sich vorallem in warmem, feuchten Klima. Besondere Vorsicht ist bei geschlossenem Schutzbau geboten. Hier kann es gerade im zeitigen Frühjahr schnell mal zu einem ungünstigen Mikro-Klima im Schutzbau kommen, weil der Schutzbau durch die Sonne aufgeheizt wird, es aber innen aufgrund von Schwitzwasser stickig-feucht wird. Von daher sollte man geschlossene Schutzbauten immer mal wieder lüften, wenn es das Wetter zulässt.
    Noch wichtiger ist allerdings der unterirdische Nässeschutz, vorallem im Winter. Nässeempfindliche Pflanzen mögen es nicht, wenn ihre Wurzeln zu lange in feuchter Erde stehen. Während der Boden im Sommer nach einem Regen durch die Sonne schnell wieder trocknet, kann der Boden im Winter dauerhaft sehr feucht bleiben. Im schlimmsten Fall vergammeln dann die Wurzeln und die Pflanze stirbt ab.
    Um dem entgegen zu wirken, sollte man den Wurzelbereich frühzeitig großflächig z.B. mit einem Wurzelschutz, einer Plastiktüte o.ä. abdecken.

    Fazit

    Für viele bedeutet Winterschutz im Garten das Mulchen des Wurzelbereichs und das Überziehen einer Vlieshaube. Damit ist es bei exotischen Pflanzen aber i.d.R. leider nicht getan.

    Wer exotische Pflanzen dauerhaft erfolgreich im Garten halten will, muss sich intensiv mit der jeweiligen Pflanze, dem eigenen Garten und dem erforderlichen Winterschutz auseinander setzen. Begreift man das Exotengärtnern aber als ein ganzjähriges Hobby, so empfindet man den Winterschutz nicht als zusätzliche Belastung, sondern vielmehr als eine extrem spannende Herausforderung…